Mittwoch, 22. April 2009

Sternenträume

Der kleine Stern sah ganz traurig aus, als er auf die Erde nieder schaute. Wieder wurden nur die großen, hell leuchtenden Sterne beachtet, ganz zu schweigen von den riesigen Planeten. Er sah die Linsen der Teleskope glitzern, die in den Nachthimmel gerichtet waren, doch leider hatten die Menschen nur Augen für die "Großen" um ihn herum.

"Ist ja klar!" dachte der kleine Stern, "was sollen mich die Menschen auch beachten. Ich bin so unwichtig, mich würde keiner hier vermissen." Er war so traurig, dass er nur ganz schwach leuchtete. "Sei nicht so undankbar." schimpfte in da der zweite Mond von Pluto. "Schau mich an, ich bin nur ein kleiner Mond im Schlepptau eines kleinen Planeten und das muss ich mir auch noch mit meinem Zwilling teilen." Der Mond verzog angewidert das Gesicht. "Froh solltest du sein, ein eigenständiges Leben führen zu können!" Der kleine Stern dachte lange über das Gesagte nach und schon leuchtete er ein bisschen stärker. "Das stimmt eigentlich. Außerdem habe ich meine Ruhe und werde nicht ständig begutachtet." "Genau!", sagte da der hochnäsige Saturn, "Ich muss immer schauen das mein Ring sitzt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist. Immer muss man gut aussehen und selbst beim schlafen wird man beobachtet - diese Menschen können schon lästig sein!"

Als sich die Erde weiterdrehte und nicht mehr zu sehen war, schlief der kleine Stern ein. Er träumte von den Ereignissen des Tages und davon, dass er fliegen könne. Er flog auf die Erde zu und zog ein glitzernd wallendes Kleid hinter sich her. Aufgeregt wachte er auf und japste nach Luft. Die Venus, die noch auf war um Liebesbriefe zu schreiben, schaute den kleinen Stern fragend an. "Hast du nicht gut geschlafen?" "Doch", sagte der kleine Stern noch immer außer Atem. "Ich hatte nur einen seltsamen Traum." "So?" sagte die Venus, "Erzählst du mir davon?" Der kleine Stern erzählte ihr fliegen zu können und wie wunderschön und leuchtend er gewesen war und, dass alle Menschen auf der Erde aufgeregt zu ihm aufgeschaut hatten. "Eine Sternschnuppe!" sagte die Venus lachend. "Was ist eine Sternschnuppe?" fragte der kleine Stern neugierig. "Nun, das ist ein Stern oder Komet, der vom Himmel fällt und in der Erdatmosphäre verglüht. Es sieht dann so aus, als ob er ein Feuerkleid anhätte." Der kleine Stern war tief beeindruckt. "Eine Sternschnuppe!" flüsterte er. "Venus, wie wird man eine Sternschnuppe?" "Ach, lieber kleiner Stern, das wird man von alleine, das ist Schicksal." sagt die Venus gähnend. "Aber nun lass mich schlafen, eine alte Dame kann nicht mehr die ganze Nacht verplaudern." Sie drehte sich zur Seite und schlief mit einem Lächeln ein. Der kleine Stern jedoch, war noch immer sehr aufgeregt und konnte nicht schlafen. Er überlegte angestrengt, wie er es anstellen konnte, eine Sternschnuppe zu werden.

Da plötzlich wurde ihm ganz mulmig im Bauch. Langsam begann er sich zu bewegen und es wurde ihm ein wenig schwindelig. "Oh Venus", rief er, "ich glaube es geht los." Und schon schossen die anderen Sterne und Planeten an ihm vorbei. Im Zickzack flog er Richtung Erde und sein kleiner Körper wurde ganz warm. Neugierig suchte er nach den Menschen, die ihm nun Aufmerksamkeit schenkten - und tatsächlich zeigten Jung und Alt, Groß und Klein mit freudestrahlenden Gesichtern gegen den Nachthimmel. Wehmütig flüsterte die Venus: "Leb wohl kleiner Stern!"

(YM/ Nov. 2000)



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