Mittwoch, 2. September 2009

Made of Love


Ein Kind ist sichtbar gewordene Liebe.
(Novalis)


Dienstag, 28. Juli 2009

Ein Kuss

...mit 13:

"Du schmeckst nicht nach Schokolade!"
"Warum soll ich nach Schokolade schmecken?"
"Hm, ich weiß auch nicht."
"Jetzt sag schon!"
"Meine Mutter hat gesagt, Liebe ist wie Schokolade."
"Vollmilch oder Zartbitter?"
"Du bist blöd!"
Lachen. "Warum bin ich blöd? Da gibt es schließlich große Unterschiede."
"Schokolade ist Schokolade!"
"Quatsch! Vollmilch ist süß, liegt weich auf der Zunge und schmilzt sofort im Mund. Zartbitterschokolade ist viel süßer, hat aber einen bitteren Beigeschmack und schmilzt auch nicht so schnell. Und wenn du eine Nussschokolade oder so was meinst, hast du sogar noch eine leckere Beilage."
Kichern. "Wir sollten das noch mal testen."
"Wieso? Meinst du irgendwann schmecke ich nach Schokolade?"
"Nein, einfach weil es Spaß macht!"
Ein Kuss. "Mhmm, du schmeckst nach Himbeeren."
"Ich habe keine Himbeeren gegessen."
"Vielleicht schmeckt die Liebe im Sommer ja nach Himbeeren und im Winter nach Schokolade."
"Himbeergeschmack und Schmetterlinge im Bauch."
Lachen. "Genau!"
Stille.

...mit 30:

"Hast du die Schlüssel?"
"Ja."
"Und die Geschenke?"
"Auch dabei."
"Und den..."
"Schatz, können wir jetzt gehen, es ist wirklich kalt hier draußen, mir fallen gleich die Ohren ab."
"Haben wir auch alles?"
"Ja, ich habe wirklich alles eingepackt."
"Gut, tut mir leid. Vielleicht sind es ja die Hormone. Ich bin kurz vorm durchdrehen."
Lachen. "Zum Glück kannst du alles auf die Schwangerschaft schieben."
"Du hast gut Lachen, du musst nicht solch eine Kugel mit dir herumtragen."
"Ich lach dich ja auch nicht aus, außer du fragst mich noch mal wo die Schlüssel sind."
"Du bist blöd."
Lachen. "Jaja, komm her du Kugelbauch."
Ein Kuss. "He, wo hast du die Schokolade versteckt?"
"Was für eine Schokolade?"
"Leugnen bringt nichts, ich habe es genau geschmeckt!"
Lachen. "Ich habe keine Schokolade gegessen."

(YM 04.12.2003)



Montag, 27. Juli 2009

verwund(er)bar

Donnerstag, 28. Mai 2009

Nebel


Silberner Schein,
Wälder - Nebel durchwoben.
Flüsternder Rhein,
Wahrheiten - im Nebel verschoben.
Ein heimliches Lächeln der Dämmerung entgegen.
Sterne -
die sich der Sonne ergeben.
In roten Fluten Sonnenscheins baden,
sich am goldenen Nebel laben.
Wahrheiten die aus der Ferne winken.

Ach, wie gerne würde ich im Nebel ertrinken.

(YM 28.11.2002)
(Bild "Klingsors Zaubergarten" von Angerer dem Älteren)



Montag, 4. Mai 2009

Montag, 27. April 2009

Dia-log

"Warum weinst du?"
"Ich weine?"
"Sitzt weinend da und merkt es nicht einmal."
Er setzt sich zu ihm. "Komische Welt!"
"Wer bist du?"
"Ein Mensch, der einen anderen Menschen weinen sieht, auch wenn er es selbst nicht bemerkt."
"Und was machen wir jetzt?"
Er schaut ihn lächelnd an. "Was möchtest du gerne tun?"
"Rennen!"
"Rennen?"
"Ja, rennen, so schnell, dass der Wind in den Ohren pfeift." Nach einer Pause. "Weißt du, man muss schnell rennen, um seinem Leben davon zu laufen!"
"Magst du dein Leben denn nicht?" Er schaut ihn fragend an.
"Ich weiß es nicht!" Nach einer Pause. "Es verfolgt mich ständig." Nach einer weiteren Pause. "Es jagt mich!"
"Vielleicht jagt es dich nicht, sondern hat Angst verloren zu gehen."
Er seufzt. "Wer weiß!?"
"Du gehst zu schnell! Das Leben kommt kaum hinterher." Nach einer Pause. "Du solltest innehalten und auf dein Leben warten!"
"Und dann?"

"Deine Tränen weinen."

(YM / 09.07.2004)


Die Sinnlichkeit der Frauen

Ach die Sinnlichkeit der Frauen ist ein seltsames Ding
Ganz selten für Sekunden nur fühlen wir - Aha so läuft das also
aber ist es auch schon wieder vorbei

Frauenart warum gibt es das nur
Selbst der Wühler der Grottenforscher und Hausgeologe
weiß nicht weiter

Überall wahrlich vermuten wir bei den Frauen den Sitz der Sinnlichkeit
Es ist zum Verrücktwerden wo ist nur der geheimnisvolle Sitz der Sinnlichkeit
(Die Frauen kenn ihn angeblich selbst nicht)

Wir erforschen die entlegensten Körpergegenden bringen Markierungszeichen an
Wegweiser für unsere Nachfolger
nur unerschrocken weiter Jungs hier gehts lang
dies ist der richtige Weg zum Sitz der Sinnlichkeit

Denkste -
bei dieser erfolglosen Sucherei bleiben wir ewig kleine Jungen
Die Frauen gehen längst herum mit ihren frischen Hintern wie duftende
krustige Brotlaibe vom Schwarzwaldbäcker und pfeifen auf den Sitz ihrer Sinnlichkeit Spottlieder


(Otto Jägersberg)

Weiße Frau ohne Gorilla


Freitag, 24. April 2009

Hymnen an die Nacht

Hinüber wall ich und jede Pein
Wird einst ein Stachel der Wollust sein.
Noch wenig Zeiten, so bin ich los,
und liege trunken der Lieb’ im Schoß.
Unendliches Leben wogt mächtig in mir
Ich schaue von oben herunter nach dir.
An einem Hügel verlischt dein Glanz –
Ein Schatten bringt den kühlenden Kranz.
O! sauge Geliebter, gewaltig mich an,
das ich entschlummern und lieben kann.
Ich fühle des Todes verjüngende Flut.
Zu Balsam und Äther verwandelt mein Blut –
Ich lebe bei Tage voll Glauben und Mut
Und sterbe die Nächte in heiliger Glut.
(Novalis)

Keanu

gestorben ohne geboren zu sein
allein
Herz gebrochen
Traum zerstochen


death before birth
nobody on earth -
knows
how deep this pain goes

(YM 2009)

A Friend



There´s a room in my heart to let out to you
Cheap room! You can see the add in my eyes
And I consider you a pleasant tenant who keeps me spared from surprise
Maybe a little renovation work had to be done, a wild beast lived in it for years
and left its marks, but a little paint would do

(a friend)



Donnerstag, 23. April 2009


Wir sind alle Engel mit nur einem Flügel,

erst wenn wir uns umarmen können wir fliegen!

(unbekannter Autor)



Der Monolog

„Guten Morgen!“ grinsend betrachte ich mein tropfnasses Gesicht im Badezimmerspiegel. Der ganze Raum ist Sonnengeflutet, die Vögel zwitschern fröhlich vor dem Fenster. Ich zwinkere mir verschmitzt zu. Mein Spiegelbild zwinkert zurück. Ich ziehe meine Nase kraus. Mein Spiegelbild tut es mir gleich. Ich lächle, aber kein Lächeln kommt zurück. Verwundert frage ich mich was los ist.
„Wieso soll ich lächeln wenn ich traurig bin?“ fragt mich mein Spiegelbild zurück.
„Du kannst nicht traurig sein,“ erwidere ich, „du bist ich, und ich bin glücklich!“
„Bist du dir da so sicher?“ fragt mich mein Spiegelbild wieder.
„In wie weit sicher? Ob du ich bist?“
„Nein, dass du glücklich bist.“
„Natürlich!“ sage ich mit Nachdruck.
„Dann scheint es so zu sein,“ erwidert das Spiegelbild leise, „aber dann bin ich nicht du.“
Trotzig hole ich Luft und schaue meinem Ebenbild fest in die Augen. „Wie kannst du so etwas sagen?!“
Eindringliche, fragende Augen blicken zurück. „Dann erklär es mir!“
Ich blinzele. „Was?“
„Dein Glück, wo ist es?“
Ich zupfe an meinem Ohr. „In mir.“
„In dir? Ich kann es nicht erkennen.“
„Dann schau genauer hin!“ demonstrativ recke ich mir mein Gesicht entgegen. „Andere können es schließlich auch erkennen.“
„Andere?“
Ich weiche vor mir zurück. „Ja, andere, meine, meine Freunde!“
„Ach, deine Freunde.“ Kommt es etwas verächtlich zurück. „Sind es Freunde?"
„Natürlich!“ sage ich meine Arme vor der Brust verschränkend. „Natürlich – es sind auch deine Freunde.“
Traurig lächelnd, fas mitleidig schautemich mein Spiegelbild an. „Da bin ich nicht so sicher wie du. Wie können es meine Freunde sein? – Sie haben mich niemals kennengelernt.“
Stille, nur ein leises, stetiges Blubb war zu hören.
(YM 08.10.2003; 24.05.2018)



Mittwoch, 22. April 2009

Dunkelgrün im Mondschein

Verwirrt, verirrt, umschwirrt von Elfen und Nachtalben,
Wesen in zarten Gewändern,
salben,
glühende Wunden,
heilen, was als endgültig empfunden,
geschundene Seelen,
glätten verworrene Narben,
Gaben,
tiefer Hingabe und Liebe.

Mondschein,
Eins sein mit dem Ganzen,
nicht geschunden,
ungebunden,
nicht verwirrt, nicht verirrt, stets umschwirrt
von Elfen und Nachtalben.

(YM / März 2002)

In the Moonshine

confused, tangled, surounded by elves and night spirits
creatures in tender gowns,
are salving,
glowing wounds
are healing what felt ultimate
maltreated souls
are smoothing contorted scars
alms of deep devotion and love.

Moonshine,
beeing one with the whole
not maltread,
unbound,
not confused, not tangled, always surounded by elves and night spirits.

(YM/Translation 2005)



Jeder Mensch ist ein Mond.
Jeder hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt!


(Mark Twain)

Sternenträume

Der kleine Stern sah ganz traurig aus, als er auf die Erde nieder schaute. Wieder wurden nur die großen, hell leuchtenden Sterne beachtet, ganz zu schweigen von den riesigen Planeten. Er sah die Linsen der Teleskope glitzern, die in den Nachthimmel gerichtet waren, doch leider hatten die Menschen nur Augen für die "Großen" um ihn herum.

"Ist ja klar!" dachte der kleine Stern, "was sollen mich die Menschen auch beachten. Ich bin so unwichtig, mich würde keiner hier vermissen." Er war so traurig, dass er nur ganz schwach leuchtete. "Sei nicht so undankbar." schimpfte in da der zweite Mond von Pluto. "Schau mich an, ich bin nur ein kleiner Mond im Schlepptau eines kleinen Planeten und das muss ich mir auch noch mit meinem Zwilling teilen." Der Mond verzog angewidert das Gesicht. "Froh solltest du sein, ein eigenständiges Leben führen zu können!" Der kleine Stern dachte lange über das Gesagte nach und schon leuchtete er ein bisschen stärker. "Das stimmt eigentlich. Außerdem habe ich meine Ruhe und werde nicht ständig begutachtet." "Genau!", sagte da der hochnäsige Saturn, "Ich muss immer schauen das mein Ring sitzt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie anstrengend das ist. Immer muss man gut aussehen und selbst beim schlafen wird man beobachtet - diese Menschen können schon lästig sein!"

Als sich die Erde weiterdrehte und nicht mehr zu sehen war, schlief der kleine Stern ein. Er träumte von den Ereignissen des Tages und davon, dass er fliegen könne. Er flog auf die Erde zu und zog ein glitzernd wallendes Kleid hinter sich her. Aufgeregt wachte er auf und japste nach Luft. Die Venus, die noch auf war um Liebesbriefe zu schreiben, schaute den kleinen Stern fragend an. "Hast du nicht gut geschlafen?" "Doch", sagte der kleine Stern noch immer außer Atem. "Ich hatte nur einen seltsamen Traum." "So?" sagte die Venus, "Erzählst du mir davon?" Der kleine Stern erzählte ihr fliegen zu können und wie wunderschön und leuchtend er gewesen war und, dass alle Menschen auf der Erde aufgeregt zu ihm aufgeschaut hatten. "Eine Sternschnuppe!" sagte die Venus lachend. "Was ist eine Sternschnuppe?" fragte der kleine Stern neugierig. "Nun, das ist ein Stern oder Komet, der vom Himmel fällt und in der Erdatmosphäre verglüht. Es sieht dann so aus, als ob er ein Feuerkleid anhätte." Der kleine Stern war tief beeindruckt. "Eine Sternschnuppe!" flüsterte er. "Venus, wie wird man eine Sternschnuppe?" "Ach, lieber kleiner Stern, das wird man von alleine, das ist Schicksal." sagt die Venus gähnend. "Aber nun lass mich schlafen, eine alte Dame kann nicht mehr die ganze Nacht verplaudern." Sie drehte sich zur Seite und schlief mit einem Lächeln ein. Der kleine Stern jedoch, war noch immer sehr aufgeregt und konnte nicht schlafen. Er überlegte angestrengt, wie er es anstellen konnte, eine Sternschnuppe zu werden.

Da plötzlich wurde ihm ganz mulmig im Bauch. Langsam begann er sich zu bewegen und es wurde ihm ein wenig schwindelig. "Oh Venus", rief er, "ich glaube es geht los." Und schon schossen die anderen Sterne und Planeten an ihm vorbei. Im Zickzack flog er Richtung Erde und sein kleiner Körper wurde ganz warm. Neugierig suchte er nach den Menschen, die ihm nun Aufmerksamkeit schenkten - und tatsächlich zeigten Jung und Alt, Groß und Klein mit freudestrahlenden Gesichtern gegen den Nachthimmel. Wehmütig flüsterte die Venus: "Leb wohl kleiner Stern!"

(YM/ Nov. 2000)



Blutrote Sonne


In der Wüste
sah ich ein Geschöpf, nackt, bestialisch,
welches am Boden kauernd,
sein Herz in Händen hielt
und davon aß.

Ich sagte: "Ist es gut Freund?"
"Es ist bitter - bitter;" antwortete er
"Aber ich mag es ,
weil es bitter ist,
und weil es mein Herz ist."

(Stephen Crane)


Was?

Nie kann ich sagen wer er ist,
auch dies Gedicht,
wir mir Nicht zeigen -
Was mag in seinem Inneren weilen?
Diese Frage oft gestellt,
rundum sich Zweifel hinzu gesellt.
Ist Er der Eine,
den ich meine,
den ich suche um zu leben,
um ihm meine Liebe zu Geben?
Sicher sein, dass werd ich nicht,
doch, aus einer anderen Sicht -
Was wäre das so lange Leben,
ohne Schmerz und ohne Tränen,
den Segen Geborgenheit zu finden,
sich, wie es scheint, für Immer zu binden.

(YM 1999)



Herbsttraum

Die Welt stirbt um Leben zu entfachen,
ein Knistern und Krachen,
auf meinem Weg zum Apfelbaum!
Ein Wuseln und flüstern im feuchten Laub,
Mäuschen wühlen durch kalten Staub.
Kennst du diesen wundervollen Traum?

"Bäume, Busch und Pflänzchen dort,
spürt ihr die Kälte an diesem Ort?
Hört ihr den Wind euch erzählen?
Er bewundert euer goldenes Kleid,
wie dunkelgrün ihr Tannen doch seid.
Würdet ihr je ein anderes wählen?

Am Ziel, dort steht er alleine mein Freund,
von leuchtenden Ranken umsäumt,
ragt prächtig und stolz in die Höhe.
Meine Träume hält er in seinen Ästen verborgen,
niemals muss ich mich sorgen,
dass sie fallen wie Blätter in der Böe!

"Oh Baum, wie oft hast du mir Kraft gegeben,
Liebe zu finden und zu vergeben,
geholfen Trauer zu überwinden."
Mein ganzes Sein trägt er in sich,
Geschichten auch über dich,
niedergeschrieben in seinen Rinden!

(YM 20.10.1999)

Wüste

29 Jahre Ich

Die meisten Menschen würden wohl, wenn sie ihren Lebenslauf verfassen, mit deren Geburt beginnen, ich hingegen möchte auch erzählen, was ungefähr 21 Monate davor geschehen war.
Meine Großeltern waren im hinterwäldlerischen Blumberg im Schwarzwald in keinster Weise amüsiert, dass sich meine damals sechszehnjährige Mutter in einen sieben Jahre älteren Mann verliebt hatte. Über das Alter hätten sie vielleicht noch hinweg schauen können, allerdings nicht über die Tatsache, dass er der Dorfrowdy mit schnellen Autos und noch schnelleren Motorrädern war. Auch seine Eltern wollten nicht unbedingt etwas mit der Familie von "Der aus der Tevesstraße" zu tun haben.
Trotzdem entschieden sich meine Eltern füreinander und entschlossen sich ihre Liebe mit einem gemeinsamen Kind zu besiegeln und die familiäre Dorfrevaltität zum erliegen zu bringen.

Neun Monate später, am 09. Februar 1976, erblickte ich als Wassermännin mit Aszendent Schütze in Donaueschingen das Licht der Welt. Drei Monate später heiratete mein Vater meine wieder elfenschlanke Mutter in ganz untragischer „Romeo und Julia“-Manier. Die nächsten Jahre liegen hinter grauen Nebelschwaden, da das Erinnerungsvermögen erst mit ca. vier Jahren einsetzt. Allerdings meine ich mich sehr deutlich zu erinnern, dass ich den katholischen Kindergarten gehasst habe und meine Mutter früh erkennen musste, dass ich ein Kind war, welches sehr gut zu wissen schien, was es wollte. Ich baute lieber mit Tanja Hever alias volksmusik-trällernde Michelle Sandburgen. Heute bin ich ihr allerdings völlig unbekannt, was wohl dran liegt, dass wir nach der Geburt meiner Schwester Tamara aus dem Hochhaus in Blumberg in ein wunderschönes Häuschen mit Garten nach Hüfingen gezogen sind.

Meine Erinnerung wurde geprägt von einer schönen Zeit in einem nicht-katholischen Kindergarten und der hiesigen Grundschule. Von Flötenunterricht und abenteuerlichen Nachmittagen mit meinen Freunden. Meiner besten Freundin Yvonne und meiner Kindergartenliebe Boris. Von einer Theateraufführung in der ich die Hauptrolle, den Frosch, spielte und einer Weihnachtsvorführung in der ich stolz „Ihr Kinderlein kommet“ auf dem Xylophon zum Besten gab. Besuche bei meiner Mutter im Friseursalon und Motorradausflügen mit meinem Vater. Meinen Spinnenzoo unter der großen Tanne im Garten und nicht zu vergessen dem Bonanzafahrrad. Außerdem erhielten wir weiteren Familienzuwachs in Form unseres Dackelmischlings Benny. Getrübt wird die Erinnerung nur durch eine Gehirnerschütterung, welche ich mir beim Heuballenkullern - ich bin statt wie geplant in den Heuhaufen auf den Betonboden geplumst - auf dem Bauerhof einer Freundin zugezogen hatte und 1984 den Umzug nach Rastatt. Damals eines der traumatischsten Erlebnisse meines Lebens, zurückblickend konnte mir allerdings nichts Besseres passieren, als meine Teenagerzeit nicht in einem verschlafenen Dorf mitten im Schwarzwald verbringen zu müssen.

Nach einigen Wochen Herzschmerz war, angesichts der neu gefunden Freunde und einer riesigen Spielwiese hinter dem Haus, das Heimweh überstanden. Außerdem bekamen wir schon wieder Zuwachs. Kaum das meine Schwester eingeschult wurde, kämpfte sich unser Bruder Michael in die Welt. Damals beschloss ich zum ersten Mal meinen eigentlichen Berufswunsch Krankenschwester an den Nagel zu hängen um Autorin zu werden. Nicht wegen der Geburt meines Bruders, sondern wegen meiner Deutschlehrerin Frau Gößwein. Sie hatte einen Aufsatz von mir der Rastatter Tageszeitung „Badisches Tagblatt“ zur Publikation auf der Kinderseite weitergegeben. „Mit Benny fing alles an“ eine wahre Geschichte von Yvonne M., erschienen am 05. Juli 1986, ich war mächtig stolz und sah mich schon eine Karriere a lá Louise Lane verfolgen, Superman inklusive natürlich. Allerdings hieß es leider weiterhin Schulbank drücken und erst einmal meine Realschul-Karriere zu starten.

Wieder musste ich neue Freunde finden, da die meisten meiner Grundschulfreunde auf das Gymnasium wechselten, was ich mit Leidenschaft verfolgte. Noch heute wirft mir eine meiner besten Freundinnen vor, mich ihr damals förmlich aufgedrängt zu haben. Neben Englisch, Physik, Chemie und den anderen Fächern waren vor allem Jungs Thema in meiner Realschulzeit. In der fünften Klasse schrieb ich meinen ersten Liebesbrief und in der siebten wurde mir zum erst mal das Herz gebrochen. Meine Tagebücher sind voll sehnsüchtigem Geschreibsel, sei es über Schulkameraden, Schauspieler oder den Jungen an der Bushaltestelle. Es befinden sich auch Berge von Fresszetteln in meinem Besitz, welche wir Freundinnen uns untereinander während der Schulstunden geschrieben hatten: „Hey Sonja, Marco sieht heute doch mal wieder echt gut aus, oder?“ „Ja du, ich glaube er hat mich vorhin angezwinkert. Glaubst du er mag mich?“ Wir hatten Schmetterlinge im Bauch und meine Mutter unser Nesthäkchen Timo, dessen Geburt mich tief beeindruckte. Meine Eltern entschieden sich für eine Hausgeburt und so konnte ich miterleben, wie mein Vater die Nabelschnur zerschnitt. Es inspirierte mich damals Gedichte zu schreiben, was mir mal mehr, mal weniger gut gelang. Damals entdecke ich auch die Liebe zur Musik und zur Malerei. Ich begann mir das Gitarre spielen beizubringen und versuchte meine Ideen nicht nur in Worten, sondern auch in Farben auf Papier bzw. Leinwand zu bringen.

Bei meiner Berufswahl war ich jedoch nicht ganz so kreativ. Nachdem ich die Fachhochschulreife mit Ach und Krach erfolgreich absolvierte, beschloss ich Arzthelferin zu werden. Die Lehre machte mir unheimlich viel Spaß, dennoch hatte ich mit 20 Jahren das dringende Bedürfnis etwas in meinem Leben zu ändern. Die Anzeige in der hiesigen Wochenzeitung kam mir da gerade recht: „Junge Familie in USA, Washington D.C., sucht Au-pair-Mädchen ab September“. Zu meiner Überraschung war eine deutsche Telefonnummer angegeben. Amerika, das Land meiner Träume, aber mein Schulenglisch war mehr als nur schlecht, wieso also anrufen, ich hatte sowieso keinerlei Chancen. Andererseits heißt es ja Probieren geht über Studieren. Wieso also nicht? Auch wenn ich nicht genommen werde, hatte ich wenigstens eine Zeitlang die Chance davon zu träumen. Es blieb aber nicht nur beim Träumen, vier Wochen später, am 24. August 1996, saß ich, nach einem tränenreichen Abschied von Familie und Freunden, im Flugzeug Richtung Washington D.C.. Nun hieß es für mich ein Jahr lang den Haushalt einer chaotischen sechsköpfigen Familie zu schmeißen und mich um zwei Babys und zwei Schulkinder zu kümmern, was nicht immer einfach war, dennoch habe ich ein Stück meines Herzens in Amerika gelassen und das ein oder andere mitgenommen.

Zurück in Deutschland bestand ich meine Prüfung zur Arzthelferin mit Bravur, quälte meine Umgebung mit meinen neuerlangten amerikanischen Kochkünsten, zog von zuhause aus, kämpfte weiter den Kampf des Erwachsenwerdens und beschloss eine Karriere als Sekretärin einzuschlagen, da mich das Arzthelferinnen-Dasein nicht wirklich forderte. Knapp zwei Jahre arbeitete ich für die Kassenärztliche Vereinigung, danach für eine Pharmazeutische Firma bzw. ein wissenschaftliches Institut. Ich erledigte die Büroarbeit eines Professors, der für mich bald zum Mentor wurde. Er war es, der mir nicht nur bildlich in den Hintern trat und mich davon überzeugte, dass ich mehr zu bieten hatte, als die Briefe anderer Leute zu schreiben. Er drängte mich über mein Leben nachzudenken um zu erkennen, was ich von der Zukunft erwarte. Die Frage war nur, sollte ich wirklich meine Hobbies zum Beruf mache, Kunst, Literatur oder Publizistik studieren? Oder doch eher meine weltverbesserische Ader ausleben und mich für Medizin oder Psychologie entscheiden? War ich gut und schlau genug? Um diese Fragen zu klären und mir vor allem auch die Türen der Universitäten zu öffnen, entschied ich mich meine diversen Nebenjobs und Freizeitgestaltungen einzustellen um erneut die Schulbank zu drücken. 2002 meldete ich mich am Abendgymnasium in Rastatt an. Gleichzeitig nahm ich eine neue Stelle als PR-Assistentin war, was für mich so viel hieß wie, täglich neun Stunden Probleme lösen, Ideen umsetzen, Pressegespräche mitplanen, Einladungen und Programme layouten, mit Journalisten verhandeln, die firmeninterne Kommunikation verbessern und nebenbei noch den Kleinkram zu erledigen, um dann abends vier Stunden als aufmerksame Schülerin den Lehrern zu lauschen und gute Klausuren zu schreiben. Zurückblickend waren es unglaublich lehrreiche und stressige drei Jahre, dennoch hat es sich gelohnt. Seit diesem Jahr habe ich ein gutes Abitur in der Tasche und eine Auszeichnung für besondere Deutschleistungen am Gymnasium (Scheffel-Preis 2005). Außerdem wurde mein Englisch aufgefrischt und gezwungenermaßen kann ich nun auch gestammelfrei in Frankreich einkaufen.

Vor allem waren die letzten drei Jahre aber eine kreative Inspiration. Zwar hatte ich schon immer einige Ideen für Kurzgeschichten, Bücher, Gedichte oder Dialoge im Kopf, am Abendgymnasium jedoch wurden diese potenziert. Da liegt es nicht fern, mich für den Studiengang Szenisches Schreiben zu bewerben. Ich habe das Talent und die Ideen, was mir fehlt ist die Technik um die Flut meiner Gedanken auf Papier zu bringen und die Möglichkeit verschiedene Genres, Strukturen und Stile zu entdecken. Ich möchte lernen mich mehr für das Schreiben zu öffnen und aus mir heraus zu kommen um alle Seiten meiner Persönlichkeit einfließen zu lassen.

In der Zukunft sehe ich mich nicht mehr als Louise Lane, eher als „kleinen Zeh“ von Jarmusch, Wenders oder Tarantino und hoffe Sie werden mir dabei behilflich sein.

(YM 21.10.2005)

Mit Benny fing alles an


Portraits





Die Reise eines kleinen Regenwurms

Es war einmal ein kleiner brauner Regenwurm der ganz traurig war, da er immer sehr alleine in seinen unterirdischen Gängen herum wandern musste und keiner da war um ihm Gesellschaft zu leisten. „Keiner mag mich!“ dachte er. Der kleine Wurm glaubte daran wäre seine Hautfarbe schuld. Kackig braun war er nämlich und er glänzte auch gar nicht so schön glitschig wie die anderen Würmer. Er beschloss dies zu ändern. Aber wie konnte er das anstellen? Die ganze Nacht lag der arme, kleine, kackebraune Regenwurm wach. Sein kleines sandiges Gehirn tat ihm schon weh vom vielen überlegen, bis er am frühen Morgen eine Idee hatte. Er fasste den Entschluss einen „glänze-bleiche Arzt“ aufzusuchen!


Kurzum kroch er aus seinen modrigen Erdgängen und streckte und reckte sich im hellen Sonnenlicht. Er streifte die Erdkrümel, Wurzelreste und all den anderen Schmutz von seiner runzeligen Haut und machte sich langsam auf den mühevollen Weg. Er wusste, dass es nicht einfach war und, dass er vielen Gefahren trotzen musste. Ihm klopfte sein kleines, kackebraunes Herzchen als er sich durch die Grasbüschel wand. Immer wieder ertönten seltsame Geräusche und der kleine Regenwurm erschrak jedesmal so sehr, dass er sich zusammenrollte und den Kopf in den Sand steckte. Wie unwirklich ihm diese Welt hier draußen erschien. Auch die Sonne machte ihm Schwierigkeiten und sein Kehlchen schnürte sich vor Durst zusammen. Kein Krümelchen matschige Erde, keine feuchte Wurzel an deren Ende er seinen Durst hätte stillen können. Wieder und wieder kamen ganz in der Nähe laute, riesige Dinger angewalzt, die alles platt zudrücken schienen was ihnen in den Weg kam. Er hatte auch Angst erdrückt zu werden und stellte sich vor das dann nur ein kleiner, kackebrauner Fleck von ihm übrig bleiben würde. Das wäre so furchtbar, dass ihm schon bei dem Gedanken daran die Tränen der Erschütterung in die Augen schossen. Immer schneller wand er sich um diesen ratternden Ungetümen zu entkommen, was ihm schließlich auch gelang. Er verließ den schattenreichen Gräserwald und stand nun vor einer großen, toten, schwarzen Wüste. Die Hitze wurde unerträglich und sein Körperchen brannte als er auf die dunkle, harte Fläche robbte. Von weitem sah er schon den Eingang des „glänze-bleiche Arztes“. Ein rot leuchtender Rosenbusch wuchs über der Praxis. Was könnte eine bessere Reklame für einen „Schöhnheitsschenker“ sein als diese wohlgeformte Pflanze mit den wundervollen, stolzen Blüten? Die Zunge aus dem kleinen Mäulchen hängend, hechelte er hoffnungsvoll seinem Ziel entgegen. Doch dann hörte er wieder dieses laute Rattern und Brummen, die Erde bebte, sein Körperchen zitterte als ES an ihm vorbei, ja, sogar über ihn hinweg rauschte. Ein riesiges, stinkendes Ungeheuer. Nur noch wenige Meter – für einen kleinen Wurm war das ganz schön viel – und er würde am Ziel sein. Bei dem Wurm, der ihm in seiner Not helfen konnte, dem „glänze-bleiche Arzt“. Immer mehr Monster kamen, die Geräusche waren ohrenbetäubend. Er schwor sich nie wieder sein Erdreich zu verlassen, falls er wieder heile zu Hause ankommen sollte. Es kam ihm so vor als hätte eine Invasion begonnen und die Außererdigen machten Jagt auf ihn. Schneller und schneller kroch er, versuchte den Kreaturen auszuweichen. Klitzekleine Schweißtröpfchen flossen seinen Körper hinab. „Bald...“ dachte er.


So einfach sollte es ihm jedoch nicht gelingen zu seinem Ziel zu gelangen. Ein riesiger Abgrund tat sich vor ihm auf, doch sogleich fand er die Rettung. Ein kleiner Steg führte auf die andere Seite. Langsam schlängelte er sich die Metallbrücke entlang und hatte alle Mühe die Balance zu halten. Aber er hatte die Gewissheit, dass die größte Gefahr zermatscht zu werden vorüber war. Die Ungetüme schossen nicht mehr direkt an ihm vorbei oder über ihn hinweg. Geschafft! Endlich hatte er nicht mehr diesen Abgrund unter sich, er wollte sich schon freuen als sich vor ihm eine steinige Felswand erstreckte. Wie wollte er diese nur erklimmen? Ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit überkam ihn. Am liebsten wäre der kleine, kackebraune Regenwurm verzweifelt in Tränen ausgebrochen. Nun war er so weit gekommen und sollte doch nie sein Ziel erreichen? Trotzig schlug er mit seiner kleinen Faust gegen den Fels. Da merkte er wie rauh und zermürbt er war und versuchte sich langsam daran empor zu hangeln. Wie sehr sehnte er sich danach Gängen, in die weiche, kackebraune Erde zu graben, den kühlen Matsch auf seiner Haut zu spüren, statt dessen musste er hier in praller Hitze, kurz vor dem Vertrocknen Berge erklimmen. Traurig schaute er sich um, nach links, nach rechts und da, ganz da vorne wurde die Felswand niedriger. Mit neuem Mut machte er sich auf den Weg, schielte immer wieder an der Felswand hinauf und merkte, dass sie tatsächlich immer niedriger wurde. An der niedrigsten Stelle angelangt, machte er eine kleine Pause, holte zwei-, dreimal tief Luft, sammelte seine letzten Regenwurmkräfte und machte sich an den Aufstieg. Und siehe da, er kam vorwärts, wohl etwas angestrengt, aber er schaffte es das Hindernis zu erklimmen.


Erschöpft und außer Puste fühlte er nach ein paar Minuten wieder heimisch, feuchte Erde unter sich die seinen erhitzten Körper kühlte.

Nicht weit von ihm ragte der leuchtende Rosenbusch in den Himmel und darunter sah der Regenwurm das ersehnte Türchen zur Praxis. Mit einem müden Lächeln trat er ein. Seine Sinne schienen ihn zu täuschen als er diese wundervolle Wesen an der Rezeption erblickte die ihm freundlich entgegen sah. Eine Göttin von einer Regenwurmine. Ihre Haut glänzte schillernd und war schwarz wie die Nacht, ihre Augen glitzernden wie Sterne und das weiße Häubchen auf ihrem wohlgeformten Kopf leuchtete wie der Mond in einer warmen Sommernacht. Sie hauchte ein zartes „Guten Tag...“ und dem kackebraunen Würmling wurde ganz warm ums Herz. „Hallo...oh...“ stotterte er. Seine kackebraunen Wangen wurden von einem leuchtenden Rotton durchzogen, sein Herz raste und seine trockene, stumpfe, kackebraune Haut wurde ganz feucht und glänzte vom Schweiß seiner Aufregung beim Anblick dieses Geschöpfes. „Wie schön sie ist!“ dachte er und lächelte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ hörte er ihre Stimme, die in seinen Ohren klang wie der wunderbare Gesang einer lieblichen Nachtigall. „Oh...helfen. Danke, ich denke mir wurde soeben geholfen.“ Stammelte er, „Würden sie mit mir einen schokoladenbraunen Kakao trinken gehen?“ er schaute ihr schüchtern in die Augen. So mutig er auch auf seiner Reise gewesen war, nun bewies er noch größeren Mut. Sie lächelte breit und verschmitzt „ Ich würde liebend gerne mit ihnen einen schokoladenbraunen Kakao trinken gehen!“


Als sie gemeinsam, lächelnd zur Türe krochen, kamen sie an einem Spiegel vorbei und der kleine Regenwurm traute seinen Augen kaum. Sein kleiner Körper strahlte, glühte und glänzte in den schillerndsten Farben. Sein Herz schlug immer schneller als er das Bild im Spiegel betrachtete. Zwei glücklich lachende, sich liebende Würmchen, so ein Gefühl hatte er noch nie erlebt.


Also merke dir:

Willst du die wahre Liebe finden,

muss man Gefahren durchwinden,

und auch die Schönheit kommt von innen,

so kann jeder nur gewinnen!!!


(NH und YM 2000)