...Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonnenstrahlen
durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen
stand, dachte es: »Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß
mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist so früh am Tag, daß
ich doch zu rechter Zeit ankomme«, lief vom Wege ab in den Wald hinein
und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, weiter
hinaus stände eine schönere, und lief darnach, und geriet immer tiefer
in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Haus der
Großmutter und klopfte an die Türe. »Wer ist draußen?« »Rotkäppchen, das
bringt Kuchen und Wein, mach auf.« »Drück nur auf die Klinke«, rief die
Großmutter, »ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen. « Der Wolf
drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf, und er ging, ohne ein Wort
zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann
tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett
und zog die Vorhänge vor...
(Charles Perrault, 1697)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen